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Wallau um 1800: |
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Hochtaunus · Main-Taunus Frankfurter Allgemeine Zeitung,
21.08.2002, Nr. 193, S. 51
Ein Hebammenkoffer als Symbol
"Die Hofheimer Stadtteile und ihre Geschichte(n)"
im Rathaus / Eröffnung am Sonntag
gui. HOFHEIM. "Zukunft baut auf Vergangenheit - Die sechs Hofheimer Stadtteile und ihre Geschichte(n)" ist eine Ausstellung betitelt, die am Sonntag um 11 Uhr mit einer Vernissage im Foyer des Hofheimer Rathauses eröffnet wird und dort bis zum 22. September zu sehen ist. Sie wurde von Mitgliedern der sechs Heimatgeschichtsvereine aller Stadtteile und der Hofheimer Lokalen Agenda 21 in zweijähriger Arbeit zusammengestellt und will "die historisch gewachsenen Stärken" von Diedenbergen, Langenhain, Lorsbach, Marxheim, Wallau und Wildsachsen darstellen. Dabei hätten alle ausgewählten Beispiele symbolischen Charakter, erläuterte gestern Berthold Pilz als Sprecher der Lokalen Agenda. Zugleich seien sie als Ermutigung für die Zukunft zu verstehen.
Unmittelbar verbinden sich in dem Wallauer Beitrag Vergangenheit und moderne Technik: Eine Computeranimation simuliert einen "Flug durch Wallau im 18. Jahrhundert" von 20 Minuten Dauer. Der Wallauer Diplom-Ingenieur Jürgen Eckhardt hat sie eigens für die Sonderausstellung produziert. Sie wird nur zur Eröffnung sowie jeweils sonntags um 14.30 Uhr am 1., 8. und 15. September gezeigt.
Diedenbergen stellt sich mit seinem Dorferneuerungsprogramm vor. Die einzelnen Projekte können am 8. September bei einer Führung, die um 16.30 am Alten Rathaus in Diedenbergen beginnt, auch im Original besichtigt werden.
Der Wildsachsener Beitrag will die Vergangenheit am Beispiel einer Frau veranschaulichen: Geschildert wird das Leben der Hebamme Luise Fritz (1883 bis 1965). Sie sei als Minderjährige von ihrem Vater für diesen Beruf bestimmt und auf Kosten der Gemeinde ausgebildet worden und darin fast 70 Jahre lang tätig gewesen, so Pilz. So sei sie zur "sozialen Institution" geworden. Ihr Leben gebe gesellschaftliche Einblicke. Wie ihr Hebammenkoffer ist auch das Exponat aus Lorsbach symbolisch zu verstehen: Es ist der Gründungsbalken der ersten Brücke über den Schwarzbach. Der Bach und seine Bedeutung für den kleinen Ort sind das Thema des Beitrags.
Marxheim zeigt eine "Windlade", ein Gerät, mit dem Spreu und Weizen getrennt wurden. Langenhain als Standort des Bahai-Tempels ist mit Bildern vertreten, die Grundschulkinder von der Wilhelm-Busch-Schule zum Thema Religion gemalt haben. Die Ausstellung ist in das Jubiläum "650 Jahre Stadtrechte" eingebunden. Die Öffnungszeiten sind: montags bis freitags 9 bis 12 Uhr, dienstags zusätzlich 16 bis 18 Uhr und sonntags 13 bis 16 Uhr.
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Main-Taunus-Kurier vom 22.8.2002
Ressort: Lokales Main-Taunus
Im virtuellen Flug übers alte Wallau
Eine neue Ausstellung im Hofheimer Rathaus-Foyer zeigt die Geschichte(n) der sechs Stadtteile
Nadja von Wolf-Zdekauer
Hofheim. Am kommenden Sonntag beginnt im Rathaus-Foyer die Ausstellung "Zukunft baut auf Vergangenheit - Die sechs Stadtteile und ihre Geschichte(n)".
Wildsachsen, Ende des 19. Jahrhunderts: Die minderjährige Luise Fritz erhält von der Gemeindeverwaltung das Angebot, sich als Hebamme ausbilden zu lassen. Ihr Vater willigt ein. Luise besucht kurz darauf die Hebammenschule in Marburg und brachte später 70 Jahre lang in Wildsachsen Kinder zur Welt. Vom Schaffen der Hebamme legt ein Koffer bei der am kommenden Sonntag beginnenden Ausstellung "Zukunft baut auf Vergangenheit - Die sechs Hofheimer Stadtteile und ihre Geschichte(n)" Zeugnis ab. Fritz, die 1965 hochbetagt starb, war in Wildsachsen eine soziale Institution.
"Wir wollen den Besuchern nichts vorbeten, sie sollen selbst herausfinden, was wichtig ist. Es soll für sie ein Abenteuer der Entdeckung sein", betont Berthold Pilz, Sprecher der Lokalen Agenda, die Intention der vierwöchigen Ausstellung im Rathaus-Foyer. Die Organisatoren - die Hofheimer Agenda in Zusammenarbeit mit den Geschichtsvereinen der Stadtteile und Kuratorin Anette Vinnen - möchten durch die Exposition Charakteristika der einzelnen Stadtteile herausstellen. Damit solle zugleich deren Vielfalt dokumentiert werden - ganz nach dem Motto der Ausstellung. Menschen seien die handelnden Wesen und die treibende Kraft in den sechs Stadtteilen der Kreisstadt. Dieses auch in der Ausstellung gezeigte Phänomen werde etwa im Stadtteil Diedenbergen deutlich: "Die Umgestaltung des Dorfplatzes ist gut gelungen. Das zeigt, dass ein sozialer Dialog in Diedenbergen stattfindet", lobt Pilz das Engagement und Miteinander der Bürger für ihren Ort.
Engagiert hat sich auch Dipl.-Ing. Jürgen Eckhardt für "seinen" Ort Wallau. Mit Hilfe seiner computeranimierten Präsentation können Neugierige einen 20-minütigen Flug durch Wallau im 18. Jahrhundert wagen.
Nicht nur auf die Nutzung der modernen Medien wollen die rund 50 Ausstellungs-Macher den Blick lenken. Auch historische Exponate können bei der ins Jubiläum "650 Jahre Stadtrechte" eingebundenen Ausstellung besichtigt werden: Der Gründungsbalken der ersten Brücke über den Schwarzbach etwa weise auf die wichtige Rolle des Bachs als wirtschaftlicher Faktor hin. Auch das Thema Religion findet im Stadtteil Langenhain Beachtung. "Langenhain ist Standort für die Offenheit der Religionen", sagt Pilz und nennt das Bahá'í-Haus als Beispiel. Deshalb enthalte die Ausstellung Zeichnungen von Viertklässlern der Wilhelm-Busch-Schule zum Thema. Einen multikulturellen Dialog, wie ihn die Langenhainer vorleben, wünscht sich auch Bürgermeisterin Gisela Stang für die Schau: als "Dialog der Stadtteil-Bewohner untereinander und mit der Verwaltung".
Geöffnet ist die Ausstellung im Rathaus-Foyer von Sonntag, 25. August, bis Sonntag, 22. September, montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags auch 16 bis 18 Uhr und sonntags 13 bis 16 Uhr.
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Lokales Main-Taunus SO: Wiesbadener Kurier,
Main-Taunus-Kurier vom 04.09.2002
Zeitreise ins Wallau des 18. Jahrhunderts - Computersimulation im Hofheimer Rathaus TX: Wallau. (red) Historisch fundiert wurde per Computerzeichnung im Rahmen einer Ausstellung in der Hofheimer Stadthalle der Ortskern von Wallau in den Grenzen des 18. Jahrhunderts rekonstruiert. Im Foyer ist derzeit eine Ausstellung zur Geschichte der Stadtteile zu sehen. Ausgang der Arbeit war die Ortschronik von Johann Philipp Schleicher sowie die zweibändige Geschichtssammlung "Aus der Geschichte des Dorfes Wallau" aus dem Jahr 1982 von Adolf Metzler. Auch der Wallauer Erwin Born steuerte Material bei. Da sich Wallau in der Grundsubstanz von 1750 bis circa 1960 kaum verändert hat, konnten in Bezug auf die jüngere Vergangenheit auch Zeitzeugen befragt werden. Verschiedene alte Baumaterialien wie zum Beispiel Sandstein, Holzbalken und Lehmgefache sind noch teilweise vorhanden. Die Farben der Fachwerkbalken und Felder sind angenommen; die gewählten Farbtöne wurden, wie Farbanalysen beweisen, zu der damaligen Zeit verarbeitet. Nach diesen inhaltlichen Vorarbeiten wurden die in der Chronik beschriebenen Hofreiten in einen im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms erarbeiteten Lageplan umgesetzt. Viele dieser Wohnhäuser sind in ihren Ausmaßen und Aufteilungen - sichtbar durch das teilweise freigelegte Fachwerk - noch vorhanden. Sie konnten daher bei der Rekonstruktion der Gehöfte als hilfreiche Vorlage dienen. Für eine Übertragung vom Grundriss in eine dreidimensionale Ansicht wurden diese Gebäude mit Hilfe einer Digitalkamera festgehalten und die Gebäudeteile ausgemessen. Die Gesamtherstellungszeit des virtuellen Stadtrundgangs dauerte etwa zwei Jahre. Die Computersimulation ist noch zwei Mal zu sehen, und zwar am Sonntag, 8. und 15. September jeweils um 14.30 Uhr im Hofheimer Rathausfoyer. |
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Höchster Kreisblatt vom 11.09.2002, S. 16
Lokales
Stadtteile haben eine reiche Historie
Hofheim. „Zukunft baut auf Vergangenheit“. Der in großen Lettern geschriebene Satz springt ins Auge und zieht magnetisch an. Beim Herantreten erkennt der Rathaus-Besucher auf plakativ aufgemachten Infotafeln den Hintergrund der Botschaft, die von der Lokalen Agenda 21 sowie den Heimat- und Geschichtsvereinen der Kreisstadt übermittelt werden soll. Gemeinsam wollen sie mit einem Blick in die Vergangenheit die historisch gewachsenen Stärken, deren vielfältige Besonderheiten aber auch die aktuellen Probleme und zukünftigen Aufgaben veranschaulichen und bewusst machen.
„Können wir uns den Film nochmal anschauen?“ Jürgen Eckhardt, der gerade seinen 20-minütigen computeranimierten 3-D-Film über Wallau zur Zeit des 18. Jahrhunderts bis ins Detail erklärt hat, lächelt. Dem Wunsch der beiden Damen, die sich bereits zuvor schon einmal die „laufenden Bilder“ mit wachsendem Interesse und zunehmender Begeisterung angeschaut haben, kommt er gerne nach. Aber nur: „Wenn ich nicht noch einmal alles erzählen muss“, meint der Wallauer Diplomingenieur gut gelaunt. Ein Mausklick und Film ab. Heimat. Idylle. Frieden. Dieses Gefühl stellt sich schon nach wenigen Film-Sekunden ein. Während der Blick nur kurz an einer Stelle verharren kann, der großflächig gebotene Rundum-Blick aus der Vogelperspektive auf „ Wanaloha “, dem einst von reichlich Wasser (Wana) und Wald (Loha) umgebenen Wallau fällt, erklingt ein Volkslied - gesungen vom ortsansässigen Frauenchor.
Weniger virtuell als Wallau, aber dennoch mit bemerkenswerten Fotos und Mitbringseln stellen sich die anderen Stadtteile dar. Mit einer Nachbildung eines besonders imposanten Fundes aus einem Hügelgrab (um 500 v.Chr.) präsentiert sich Langenhain im hinteren Teil des Erdgeschosses. Ein echter Hingucker sind die verschnörkelten keltischen Symbole, die im XXL-Format auf einer übermannsgroßen Zierscheibe dargestellt sind. Ein ganzes Depot dieser überdimensionalen Nachbildung wurde 1904 entdeckt.
Wie Langenhain war auch Marxheim bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Dessen erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1191 zurück. Neben den reich bebilderten Texttafeln, auf denen die Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie im 19. und 20. Jahrhundert beschrieben werden, finden sich längst vergessene Berufe wie der des Pumpenbauers, des Mühlradbauers oder des Backofenbauers wieder.
Auch Diedenbergen, wo der Weinanbau im Gegensatz zu Marxheim und Lorsbach bis heute noch Tradition hat, baut auf eine lang zurückreichende Geschichte. Als Beispiele seien die Hügelgräber oder die historische „Steinerne Straße“ der Römer, die heute als „Casteller Straße“ durch den Ort führt, genannt. Unter dem Dach der Evangelischen Kirche, deren Turm als Werbebanner in die Schlagzeilen geriet, befindet sich die Rokoko-Orgel des renommierten Orgelbauers Johann Conrad Bürgy (1721 - 1792). Gemeinsam mit dem kürzlich eingeweihten Evangelischen Gemeindehaus prägt das Gotteshaus den Ortsmittelpunkt. Und der soll sich noch zukünftig mit dem Umbau des Rathauses weiter verändern.
Lorsbach. Ein Ort, dessen Bevölkerung durch den mehrfachen Besitzerwechsel, durch Kriege aber auch französische Besatzungskräfte leiden musste und sich später von einem Bauernort zum Luftkurort verwandelte. Aus dem frühen Mittelalter stammt die Ringwallanlage – genannt „Alteburg“ – im Schlingswald. Landwirtschaft, Holzwirtschaft, mehrere Mühlen und Lederfabriken, die sich entlang des Schwarzbaches angesiedelt hatten, spielten eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Als Herausforderung der Neuzeit sieht der Heimat- und Geschichtsverein die Veränderung des innerörtlichen Bahnübergangs und in einer Neuerrichtung des Luisentempels auf dem Wiegenstein.
Die über 800 Jahre alte Kirche ist der Blickfang von Wildsachsen. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieg war der Ort menschenleer. Die kriegerischen Auseinandersetzungen hatten die Bevölkerung vertrieben oder getötet, viele waren auch durch Pest und Hunger dahingerafft worden. Die anschließende Zwangsbesiedelung von vier Familien aus Medenbach und Umgebung läutete den „Beginn einer neuen Zeit“ ein. So steht es auf einer der Schautafeln.
Die Ausstellung kann zu den regulären Rathaus-Öffnungszeiten noch bis zum 22. September kostenlos besichtigt werden. Den computeranimierten 3-D-Film können Interessierte allerdings nur sonntags sehen. Der Film kann gegen einen Unkostenbeitrag als Video oder DVD bei Erwin Born, Vorsitzender des Wallauer Heimat- und Geschichtsverein „ Wanaloha “, erworben werden. Telefonnummer (0 61 22) 24 23. (dp) |
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Frankfurter Rundschau v. 18.09.2002, S.39, Ausgabe: R Region
Von Ellen Kugler
Computerreise in die Wallauer Vergangenheit
Ausstellung der Hofheimer Geschichtsvereine im Rathaus
Was war, was ist, was wird sein? Mit diesen drei Fragen beschäftigten sich die Heimat- und Geschichtsvereine der sechs Hofheimer Stadtteile zwei Jahre lang – herausgekommen ist die Ausstellung "Zukunft baut auf Vergangenheit".
HOFHEIM. Die Wallauer haben die Nase vorn. Und das nur deshalb, weil der Ingenieur Jürgen Eckhardt einer der ihren ist. Etwa zwei Jahre lang bosselte er in ungezählten Stunden in Archiven und vor allem am heimischen Computer, erstellte Lagepläne, schuf Häuser und Ortsansichten. Herausgekommen ist ein Flug über das Wallau des 18. Jahrhunderts: als Computeranimation. Die Landfrauen singen muntere Weisen dazu, der Musikzug gibt den Takt an.
Als Eckhardt im Rathaus seinen Computer anwarf, folgte das Publikum dem virtuellen Rundflug gebannt. Klein und fein ist das Dorf, eng umfasst vom Mühlbach im Osten und von Wällen entlang der Bebauung. Ober- und Unterpforte werden morgens geöffnet und abends verschlossen, damit die Leute hinaus auf die Felder und Wiesen können. An den Hängen gen Langenhain und Diedenbergen wächst Wein in Wingerten – so wie in den anderen Hofheimer Stadtteilen auch.
Der Rundgang führt von der Pforte an der Kirche und dem Herrenhof vorbei, es folgen viele malerische Hofreiten, enge Gassen und Winkel. Auch die ehemalige Synagoge ist zu sehen, die in der Pogromnacht von 1938 den Flammen zum Opfer fiel. An den Häusern finden sich unterschiedliche Fachwerkvarianten. Wer Geld hatte, konnte sich gerades Holz leisten, wer knausern musste, nahm krummere Eichenbalken. Etwa 20 Minuten dauert die Rundreise am Computer, die am 22. September um 14.30 Uhr wiederholt wird.
Im Anschluss an die Vorführung prasseln die Fragen auf Eckhardt ein. Wie lange hat er daran gearbeitet, wie heißt sein Computerprogramm, woher weiß er, wie die Häuser damals aussahen? Er habe lange Stunden in Akten und Archiven gestöbert, sich Abbildungen und den Lageplan von 1984 beschafft, der ihm als Grundlage für die Entwicklung des ehemaligen Ortskerns gedient habe. Seine Arbeitsstunden hat er nicht gezählt. "Den Aufwand zahlt mir ja sowieso keiner."
Dafür können die sechs Heimat- und Geschichtsvereine aus Marxheim, Wallau, Lorsbach, Langenhain, Wildsachsen und Diedenbergen zumindest mit geschätzten Zahlen aufwarten. Etwa 2500 Arbeitsstunden steckten sie in die Ausstellung, die auf Initiative der Lokalen Agenda zustande gekommen ist. Ursprünglich arbeiteten die Männer und Frauen daran, die Entwicklung und Besonderheiten der jeweiligen Stadtteile darzustellen. Dabei beschäftigten sie die Fragen: Was war, was ist, was wird sein? Seit Mitte vergangenen Jahres hat Annette Vinnen, Fachfrau für Ausstellungsmanagement, die Ehrenamtlichen dabei unterstützt.
Anhand von Ausstellungsstücken, alten Bildern und Texttafeln sind die Einzigartigkeiten der Stadtteile schnell zu erschließen. Alte landwirtschaftliche Geräte lassen nur erahnen, wie mühselig der Broterwerb vergangener Tage war. Ein Hebammenkoffer präsentiert notwendige Gerätschaften der Geburtshilfe unserer Vorgängergenerationen.
Laut Berthold Pilz von der Lokalen Agenda sollen vor allem die Hofheimer Schulen für die Ausstellung interessiert werden. Er hat einen pensionierten Lehrer aktiviert, der zur Vorbereitung in die Schulen geht und Kontakte knüpft. Nach Ausstellungsende am 22. September sollen die Tafeln in einen trockenen Lagerraum gebracht werden, um sie später als Sonder- oder Wanderausstellung in den Schulen zu zeigen.
Die Ausstellung im Hofheimer Rathausfoyer ist werktags von 9 bis 12 Uhr geöffnet, dienstags auch von 16 bis 18 Uhr, sonntags von 13 bis 16 Uhr. Die Computeranimation wird Sonntag um 14.30 Uhr gezeigt. Letzter Ausstellungstag ist Sonntag, 22. September. |
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Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier vom 29.11.2002
Lokales Main-Taunus
Waller Platt unn Luangehoanerisch -
Wanaloha-Programm mit Dialektvergleich,
Computerflug und Ausstellung
Wallau. (red) Der Verein Wanaloha nimmt auch diesmal wieder am Weihnachtsmarkt in Wallau am Samstag, 30. November, von 14 bis 20 Uhr (siehe Artikel links) teil und hat allerlei Interessantes in und vor dem Wanaloha-Haus zu bieten: Beim "Dialektvergleich zwische Luangehoanerisch unn Waller Platt" stehen sich Horst Völker aus Langenhain und zwei Wallauer Frauen gegenüber. Martha Kaiser und Gertrud Schulz gehen der Sache auf den Grund: Gab und gibt es Unterschiede beim "Schwetze" in den nur fünf Kilometer voneinander entfernten Dörfern? Basis ist das Mundart-Wörterbuch von Horst Völker, das kürzlich vorgestellt wurde (ab 15 Uhr durchgehend in der warmen Bauernstube).
Ab Einbruch der Dunkelheit wird Diplom-Ingenieur Jürgen Eckhardt die von ihm erstellte Computeranimation auf einer großen Leinwand im Außenbereich zeigen. Sein Motto: "Fliegen Sie mit Wanaloha über das damalige Ort". Es geht um die Zeit um 1800. Zwischendurch werden historische Wallauer Filme gezeigt.
Auf Bildern und Texttafeln, mit Dokumenten und Objekten wird der Wandel Wallaus vom Bauerndorf zum Gewerbestandort anschaulich aufgezeigt. Wallaus jüngere Geschichte wird am Beispiel eines stark expandierten Wallauer Busunternehmens dargestellt. Unter dem Motto "Vom Turnverein zum deutschen Meister" wird Wallaus Handballgeschichte dokumentiert. Auch die übrige ortsgeschichtliche Sammlung ist zu besichtigen. Für "den Leib" wird auch etwas geboten. Außerdem werden eine Weihnachtsgans, ein Schinken und ein Presskopf verlost.
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Synagoge Wallau: |
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Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier vom 20.11.2003
Lokales Main-Taunus
Synagoge "rekonstruiert" - Jüdisches Leben in Wallau:
Vortrag und Computeranimation
Wallau. (red) Eine in Wallau vorhandene Synagoge und der Judenfriedhof, der ein Sammelfriedhof für das Ländchen war, weisen auf die besondere Stellung hin, die der Ort für die Juden in dieser Region hatte. Bei einem Themenabend "Juden in Wallau" des Vereins Wanaloha können interessierte Bürger heute um 20 Uhr im Sitzungssaal im Alten Rathaus dazu Näheres erfahren. Neben verschiedenen Texten werden auch Fotos Zeugnis von jüdischem Leben in Wallau geben. Höhepunkt des Abends ist die Vorführung der Computeranimation (siehe Abbildung) von der Wallauer Synagoge, die 1938 im Innern zerstört wurde und 1967 einem neuen Haus ganz weichen musste.
Diplom-Ingenieur Jürgen Eckhardt hat nach spärlichen Fotos und Erinnerungen von Zeitzeugen die Synagoge visuell rekonstruiert. Außerdem wird auch die Computeranimation der Wiesbadener Synagoge vorgeführt, an der Jürgen Eckhardt ebenfalls maßgeblich mitgewirkt hat. |
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Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier vom 22.11.2003
Lokales Main-Taunus
Erinnerung an die Pogromnacht - Jüdisches Leben in Wallau seit 1563 dokumentiert / Veranstaltung des Heimatvereins Wanaloha
Nadja von Wolf-Zdekauer
Wallau. An einer Stellwand der Übersichtsplan - nicht größer als ein DIN-A4-Blatt. Durch seine nummerierte Legende und die vereinzelt markierten Flächen wird auf Anwesen hingewiesen, in denen zwischen 1563 bis 1942 Juden in Wallau gelebt haben: Das Gebäude mit der Nummer 10 liegt am linken oberen Bildrand, laut Erläuterung, das Haus in der Langenhainer Straße 14.
Ein einstöckiges Wohnhaus mit Klappläden, so erfährt der Betrachter weiter, ursprünglich erbaut 1876 und nach mehrfachem Besitzerwechsel verkauft an den jüdischen Viehhändler Adolf Leopold und dessen Frau Mina. "Das waren einfache Leute, die in ärmlichen Verhältnissen gelebt haben", erinnert sich Zeitzeuge Theodor Kahl beim Themenabend "Juden in Wallau" des Heimatvereins Wanaloha. Als Kinder hätten sie mit jüdischen Gleichaltrigen Ball gespielt, fügt der geborene Wallauer hinzu. "Das waren doch Menschen wie andere auch", betont Theodor Kahl.
Dass Juden während des Nationalsozialismus hingegen eine zunehmende Stigmatisierung erfahren mussten, offenbar keine Menschen wie andere auch waren, spürte auch Familie Leopold in der Langenhainer Straße. Anlässlich der so genannten Reichskristallnacht vom 9. November 1938, die den Anfang des gewalttätigen Vorgehens gegen die Juden markierte, "zertrümmerten Nationalsozialisten Fensterläden und Fenster ihres Hauses und beschädigten durch Steinwürfe einzelne Möbelstücke in den Wohnräumen", rezitiert Erwin Born, Vorsitzender des Heimatvereins "Wanaloha", aus einer Wallauer Veröffentlichung. Entwurzelt und desillusioniert habe sich schließlich Adolf Leopold Anfang der 40er Jahre das Leben genommen, seine Frau Mina sei der Überlieferung zufolge am 10. Juni 1942 deportiert worden - Verbleib: unbekannt.
Doch nicht nur einzelne Familien bekamen in Wallau den Terror das nationalsozialistischen Regimes zu spüren. Um das Fundament jüdischen Lebens - ab 1672 habe ein Vieh- und Krammarkt Juden in die Ländchesgemeinde gebracht - zu zerstören, sollte auch die 1701 zum ersten Mal im Flurbuch vermerkte Synagoge in der Bachgasse Ziel der Gewalt sein. "Im Rahmen der Reichskristallnacht wurde die Einrichtung auf dem alten Sportplatz verbrannt", so Born im Sitzungssaal des Alten Rathauses. Eine der ältesten jüdischen Begräbnisstätten und Sammelfriedhof für die Juden des Ländchens, die heute noch erhaltene Ruhestätte an der Langenhainer Straße, sei in der Pogromnacht jedoch nicht geschändet worden.
Von der ehemaligen Pracht der 1967 abgerissenen Synagoge konnten sich die Besucher durch eine Computervisualisierung von Dipl.-Ing. Jürgen Eckhardt überzeugen. Ein lichtdurchfluteter Innenraum. Die beiden zentralen Elemente im vorderen Teil: Der Thoraschrein an der Ostwand der Synagoge - Aufbewahrungsort für die Thorarollen und - ein Schwenk nach links - der siebenarmige Kerzenleuchter, auch Menora genannt.
Auf die anschließenden Worte des "Wanaloha"-Vorsitzenden Erwin Born, Voraussetzungen, die zur Zerstörung der Synagoge geführt hätten, solle auch heute entgegengewirkt werden, bemerkt eine Anwesende: "Wir haben ja nichts gewusst und sind indoktriniert worden." Eine Aussage, die Student Christian Vogt so nicht gelten lässt. Hier werde versucht, die Schuld von sich zu weisen. Juden müssten als Mitbürger verstanden werden. Mitbürger wie damals Adolf und Mina Leopold. |
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Wallau: |
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Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier vom 26.04.2004
Lokales Main-Taunus
Schleicher wäre 150 geworden
WALLAU (red) Wallaus erster Chronist Johann Philipp Schleicher würde in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag feiern. Der Verein Wanaloha gedenkt des Chronisten an seinem Grabe am Sonntag, 2. Mai, um 11.30 Uhr auf dem Wallauer Friedhof. Alle interessierten Bürger sind eingeladen. Anschließend kehren die Teilnehmer im Deutschen Haus ein und werden nach dem Essen noch einiges über Schleicher und Wallaus Geschichte erfahren.
Zum Abschluss gegen 15 Uhr zeigt Jürgen Eckhardt seine Computer-Animation "Virtueller Rundgang durch Wallau im 18. Jahrhundert". |
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Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier vom 25.05.2004
Lokales Main-Taunus
Die Wallauer Gebräuche der Vorzeit - Der erste Dorfchronist wurde vor 150 Jahren geboren / Heimatforscher profitieren noch heute
Martina Weyand-Ong
"Warum wird nun mancher fragen, will ein Bauer, der nur Elementarschulbildung genossen hat, Geschichte schreiben - da kann wohl nichts Gescheites heraus kommen", schrieb Johann Philipp Schleicher in seinem Vorwort zum ersten Buch über die Geschichte des Dorfes Wallau im Jahr 1918. Aber nicht nur dort, sondern auch an vielen anderen Stellen, hat der erste Dorf-Chronist immer wieder darauf verwiesen, dass er eigentlich nicht der richtige Mann für diese Aufgabe sei. "Dass er sich aber trotzdem daran gewagt hat, war eigentlich unser Glück", sagt heute der Vorsitzende des "Wanaloha" Vereins für Heimatgeschichte beim Gedenken an den 150. Geburtstag Schleichers in diesem Jahr.
"Denn kein anderer gebildeter Gelehrter oder Beamter hätte soviel Herzblut in die Aufzeichnungen legen können, wie Johann Philipp Schleicher", betonte Born. Die Aufzeichnungen Schleichers hätten eine wunderbare Ausgangsbasis für das Wissen und die Erforschung der Dorfgeschichte geschaffen. Zusammen mit der Arbeit des anderen großen Wallauer Ortschronisten, Lehrer Adolf Metzler (geboren 1906, gestorben 1984), hätte Schleicher so eine Fülle von Informationen zur Geschichte Wallaus hinterlassen.
Ohne die Vorarbeiten von Schleicher wäre auch die Erstellung der Computer-Animation mit dem virtuellen Rundgang durch das Wallau des 18. Jahrhunderts durch Diplom-Ingenieur Jürgen Eckhardt nicht möglich gewesen, die nach dem Gedenken am Friedhof im "Deutschen Haus" gezeigt wurde.
Der bescheidene Verfasser der insgesamt dreibändigen Wallauer Chronik, zu der auch noch eine aus dem Jahr 1922 stammende Nachschrift gehört, wurde am 17. April 1854 zu Wallau geboren. Der Landwirt, der nur eine einfache Schulausbildung hat, interessierte sich wohl schon als junger Mann für die Geschichte. Denn es ist überliefert, dass er vielleicht schon in Vorbereitung auf seine innerliche Berufung als Ortschronist, regelmäßig zum Breckenheimer Pfarrer pilgerte, um von diesem geistlichen Gelehrten in Latein unterwiesen zu werden. Denn das war Voraussetzung, um später in den zumeist in Latein abgefassten Kirchenbüchern - einer der Hauptquellen der regionalen Geschichtsforschung - recherchieren zu können.
"Den ersten Anstoß empfing ich, gelegentlich eines Gesprächs mit unserem verstorbenen Pfarrer Rudolph Jung über die Bücher in unserer hiesigen Kirche. Er sagte mir, dass wir noch ein sehr altes besäßen aus der Zeit bald nach dem dreißigjährigen Kriege. Ich interessierte mich damals für Familiennamen. Durch die Güte unseres verehrten Herrn Pfarrers, konnte ich den Inhalt dieses wertvollen Buches kennen lernen, welcher mich so fesselte, dass ich immer weiter suchte", schrieb Schleicher im November 1923.
Sein Werk umfasst nicht nur die Geschichte Wallaus der Neuzeit, die allerdings vor der Machtergreifung durch die Nazis endet. Schleicher machte auch Ausführungen über die "Einrichtungen und Gebräuche aus grauer Vorzeit, den Einfall der Römer und spätere Jahrhunderte, Einführung des Christentums" und vieles andere mehr. So lieferte beispielsweise auch der von ihm genauestens untersuchte verheerende große Dorfbrand von 1678 die Grundlage für ein Theaterstück gleichen Namens, dass die engagierten Wanaloha-Mitglieder erst letzthin wieder in Langenhain aufführten.
"In dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die Erforschung der Vergangenheit seines Heimatdorfes" wurde Johann Philipp Schleicher an seinem 90. Geburtstag am 17. April 1944 zum Ehrenbürger der Gemeinde Wallau ernannt. Kaum ein Jahr später (am 25. Januar 1945) verstarb der erste große Geschichtsforscher Wallaus, an dessen Gedenkfeier auf Einladung von Wanaloha-Vorsitzendem Erwin Born knapp 50 Dorfbewohner teilnahmen |
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Synagoge Westhoffen: |
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Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier vom 03.12.2003
Lokales Wiesbaden
Virtuelle Synagoge - Aktives Museum zeigt Elsässer Gotteshaus
(cd) Eine neue Ausstellung präsentiert das Aktive Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden. Bis 8. Februar zeigt der Verein unter dem Titel:
" Synagoge Westhoffen - gestern und morgen"
die Entwürfe Wiesbadener Fachhochschüler für eine neue Nutzung der leerstehenden Synagoge . Eine umfangreiche Bauaufnahme dokumentiert den Zustand des 1865 im ägyptisierenden Stil aus Sandstein errichteten Gebäudes, das 25 Kilometer westlich von Straßburg liegt. Gezeigt werden bei der Ausstellung auch eine 3D-Computeranimationen, die Eindrücke von der einst kostbaren und geplünderten Ausstattung vermittelt.
Angestoßen wurde das Projekt vor zwei Jahren bei der Eröffnung des Jüdischen Museums in Berlin. Dort wurde die Bitte um Hilfe für die Synagogen im Elsass laut. Dorothee Lottmann-Kaeseler, Vorsitzende des Aktiven Museums in der Spiegelgasse, trug den Wunsch Professor Falk Krebs und dem Designer Edgar Brueck vom Fachbereich Gestaltung der Wiesbadener Fachhochschule vor, die Erfahrung in der virtuellen Rekonstruktion hist- orischer Gebäude haben. Die beiden haben auch die völlig zerstörte Wiesbadener Synagoge am Michelsberg rekonstruiert.
So begann in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium in Paris, der regionalen Denkmalpflege in Straßburg und dem Bürgermeisteramt in Westhoffen ein Pilotprojekt mit der Fachhochschule Wiesbaden. Ab März 2003 unternahmen die Studenten mehrere Exkursionen nach Westhoffen , lernten dort das "Handwerkszeug", wie Baugeschichte,Denkmalpflege, Bestandsauf-nahme, Planung. Sie informierten sich natürlich auch über die jüdische Religion und Kultur.
Entstanden ist neben den Entwürfe und des 3D-Computermodells, von Dipl.-Ing. Jürgen Eckhardt, ein fünf- minütiger Film.
Besonders freut es Dorothee Lottmann-Kaeseler, dass inzwi- schen in Westhoffen Pläne existieren, die Synagoge zu kaufen und zu nutzen. Das Gotteshaus wurde bislang von dem einzigen verblieben jüdischen Bürgers Westhoffen betreut.
Die Ausstellung, die bis zum 8. Februar läuft, ist donnerstags von 16 bis 18 Uhr und samstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Termine auf Anfrage unter der Nummer 0611/305221.
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Frankfurter Rundschau v. 09.12.2003, S.36, Ausgabe: R Region
Virtuelle Wiedergeburt vergangener Pracht
Studenten rekonstruieren die frühere Ausstattung der Synagoge Westhoffen / Ausstellung in Wiesbaden
Innenarchitektur-Studenten aus Wiesbaden haben die alte Synagoge von Westhoffen , einem Dorf nahe Straßburgs, virtuell in altem, prächtigen Glanz rekonstruiert. Das Ergebnis der einjährigen Arbeit ist im Aktiven Museum Spiegelgasse für Deutsch- Jüdische Geschichte in Wiesbaden ausgestellt.
Wiesbaden · 8. Dezember · epd · Westhoffen , 25 Kilometer westlich von Straßburg. In dem kleinen Dorf gab es einst eine bedeutende jüdische Gemeinde, der große Rabbiner und ein bekannter Politiker – Léon Blum – entstammen. Die Synagoge, 1865 im ägyptisierenden Stil aus Sandstein errichtet, steht seit Jahrzehnten leer. Bis vor wenigen Monaten wurde sie von den Bewohnern Westhoffens genauso wenig beachtet wie die rund 90 weiteren Synagogen im Elsaß.
Beim Kirschenfest des Dorfes im Juni dieses Jahres kamen viele Hunderte Besucher in die sonst leere Synagoge. Dort zeigten Innenarchitektur-Studenten aus Wiesbaden eine virtuelle Rekonstruktion und einen Film über die Synagoge. Sie dokumentieren den Zustand des Gebäudes und vermitteln detaillierte Eindrücke von der einstigen Schönheit und der kostbaren Ausstattung. Die Produkte ihres über einjährigen Projektes sind derzeit im Aktiven Museum Spiegelgasse für Deutsch- Jüdische Geschichte in Wiesbaden ausgestellt. Museumsleiterin Dorothee Lottmann-Kaeseler hatte das Projekt initiiert und begleitet. Mit den Studierenden unter Leitung von Professor Falk Krebs und Diplomingenieur Edgar Brück von der Fachhochschule Wiesbaden hatte sie bereits zusammengearbeitet. Die Gruppe bearbeitet seit Jahren historische Gebäude.
Für die virtuelle Rekonstruktion der völlig zerstörten Wiesbadener Synagoge am Michelsberg und des mittelalterlichen Jüdischen Viertels mit gotischer Synagoge in Regensburg wurden sie mit Preisen bedacht. Im März 2002 fuhren sie erstmals zu einer Exkursion nach Westhoffen . Sie lernten dort in Roger Cahn den letzten jüdischen Bewohner des Dorfes kennen. Er ist der Hüter der Schlüssel zur Synagoge und zum alten Jüdischen Friedhof, pflegt seine Sammlung von Fotografien, weiß, wer wo gelebt hat und was aus den Menschen geworden ist. Der Bestand und die Bauschäden der Synagoge Westhoffen wurden aufgenommen, analysiert und dokumentiert.
Diese Erkenntnisse dienten als Grundlage für die kreativen Nutzungs-Entwürfe und für ein 3D-Computer-Modell. Dipl.-Ing. Jürgen Eckhardt, der schon bei den Vorgängerprojekten als Student mitwirkte, schuf einen fünfminütigen Film, der einen Eindruck von der früheren Ausstattung, die weitgehend verloren ging, vermittelt.
Bis zum zweiten Weltkrieg war das Elsaß jahrhundertelang die Heimat vieler kleiner jüdischer Gemeinden in Dörfern und Kleinstädten. Während der deutschen Besatzung wurden etliche Synagogen zerstört, die meisten sind jedoch erhalten. Doch vor Ort und in Reiseführern finden sich nur selten Hinweise auf diese meist imposanten Gebäude, die oft von gleicher Größe sind wie die nur wenige Meter weit entfernt stehenden christlichen Kirchen. Da die meisten Juden, die den Holocaust überlebten, nach Kriegsende wegzogen, werden nur noch wenige Gebäude von Jüdischen Gemeinden genutzt.
Die Ausstellung "Synagoge Westhoffen Gestern und Morgen" im Aktiven Museum Spiegelgasse, Spiegelgasse 11, ist bis 8. Februar 2004 zu sehen. Öffnungszeiten sind donnerstags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 15 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel.: 06 11 / 30 52 21. Informationen auch im Internet unter www.am-spiegelgasse.de . |
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Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier vom 08.05.2004
Lokales Wiesbaden
Über die Wiesbadener...
Über die Wiesbadener Bemühungen um die Bewahrung des jüdischen Erbes wissen jetzt auch die 122 Teilnehmer der "Internationalen Tagung über europäische jüdische Kultur" in Prag Bescheid. Dank der Beiträge eines Teams aus FH-Designer Edgar Brück, Professor Falk Krebs und Diplomingenieur Jürgen Eckhardt, die mit der Vorsitzenden des Aktiven Museums Spiegelgasse, Dorothee Lottmann-Kaeseler an die Moldau gereist waren. Mit einer multimedialen Ausstellung und Vorträgen präsentierten sie Wiesbadener Forschungsbeiträge wie die Projekte "memo38", "Regensburg 1519" oder über die Synagoge Westhoffen im Elsass. Dabei zeigte sich, dass im Einsatz moderner digitaler Methoden die Wiesbadener Fachhochschule an vorderster Front steht. Die Teilnehmer waren aus Europa, den USA und Israel gekommen. Die Eröffnungsrede der Prager Tagung hielt der ungarische Jude Georgy Konrad, früherer Präsident der Deutschen Akademie der Künste in Berlin. Ergebnis der Tagung: Wachsam sein muss man auch heute gegenüber altem und neuem Antisemitismus.
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Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier vom 25.05.2004
Lokales Wiesbaden
Er hat seinem Heimat...
Er hat seinem Heimatort Wallau und den Wiesbadenern ihre zerstörten Synagogen wiedergebracht - und zuletzt auch den Westhoffenern im Elsass dieses Geschenk gemacht: Die virtuellen Rekonstruktionen von Dipl.-Ing. Jürgen Eckhardt, die Unwiderbringliches sichtbar machen, haben wahrlich Preise verdient. Und die bekommt er reichlich: Beim jüngsten animago-Award in Stuttgart erhielt er, der schon zweimal ganz oben auf der Siegertreppe dieses bedeutendsten 2D/3D-Wettbewerbs im deutschsprachigen Raum stand, jetzt für sein Elsass-Projekt (Foto) den ersten Preis. Schon 1999 und 2000, damals noch Student der FH Wiesbaden, hatte er im Team von "memo 38" (Visualisierung der Wiesbadener Synagoge ) die begehrte Trophäe nach Wiesbaden geholt. Und auch " Westhoffen " war ein Kooperationsprojekt mit Studierenden der FH, die Idee, Konzept und Entwürfe für eine künftige Nutzung der vom Verfall bedrohten Synagoge erarbeiteten. Die große kulturelle Bedeutung des inzwischen international vorgestellten Films war für die Stuttgarter Jury allerdings kaum relevant:
Sie bewertete gestalterischen Umgang mit der 3D-Computertechnologie und filmische Qualität - und fand sie perfekt.
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